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Verstorbene lebendig machen

Dietikon Manuel Aicher, der eigentlich Jurist ist, forscht den Ahnen nach

Auch nach zwölf Jahren Forschen und Sammeln, ist Manuel Aicher aus Dietikon begeisterter Genealoge. Was ihn daran fasziniert und weshalb Ahnenforschung Knochenarbeit ist.

HELEN BUSSLINGER

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Bildunterschrift (im Original): Manuel Aicher Der Dietiker Genealoge vor einer Ahnentafel.

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Manuel Aicher haben wir eingeladen, damit er im Rahmen der Veranstaltungsreihe <Begegnung im Grendelmeyer-Haus> von seinem Fachwissen in der Familiengeschichtsforschung erzählt», erklärt Hans-Peter Trutmann, Präsident der Musikschule Dietikon. Mit der Veranstaltungsreihe wolle man das Musikschulhaus beleben, es störe den Vorstand, wenn das Haus abends leer steht. Deshalb werden Fachleute aus dem Limmattal, die etwas Aussergewöhnliches zu berichten wissen, zu Kurzreferaten und Gesprächen eingeladen. «Auf freiwilliger Basis», wie betont Trutmann, «das Budget wird somit nicht belastet. Die Atmosphäre ist dabei stets ungezwungen.»

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Wenn Namen Leben bekommen 

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Der Genealoge Aicher freut sich denn auch auf ein lebendiges Gespräch und viele Fragen rund um Ahnenforschung und Stammbäume. «Das Interesse an den Ahnen nimmt zu», stellt er fest. Seit seiner Jugend beschäftigt sich der deutsche Jurist mit Ahnenforschung, hat er doch schon als Bub im Lexikon Namen des europäischen Hochadels abgeschrieben und auf Tafelnzusammengestellt. Später erforschte er die Geschichte seiner eigenen Familieund marschierte mit seiner Mutter, die sein Vorhaben unterstützt hat, von Pfarramt zu Pfarramt.

Heute ist Aicher ein in der Schweiz und in Deutschland bekannter Fachmann. Zum einen ist er als Leiter der Zentralstelle für Genealogie engagiert, zum andern beschäftigt er sich in eigener Regie mit Ahnenforschung und Erbenermittlung. Es ist eine Arbeit, die einem rasch den Ärmel reinnehmen kann. So sagt Aicher: «Bei meinen Nachforschungen bleiben Namen nie Schall und Rauch, die Personen bekommen zunehmend Leben.» Dass sich mitten in Dietikon, an der Schöneggstrasse 26, seit nunmehr 10 Jahren eine als Verein organisierte Zentralstelle für Genealogie befindet, wissen wenige. Die Stelle verfügt über eine bibliographische Datenbank, eine genealogischen Computerdatenbank und ein wachsendes Archiv. Dazu gibt eine Bibliothek mit Hilfsmitteln zur Ermittlung von Familiennamen und Hinweise für den Forschungseinstieg. 

« Unsere Interessenten werden in die Lage versetzt, eine rasche Antwort auf ihre Fragen oder Hinweise auf die Fachstellen zu erhalten», sagt Aicher. Selbstverständlich arbeitet die Zentralstelle mit den kantonalen Archiven der Schweiz, mit genealogischen Vereinen und Fachleuten zusammen. Da die Zentralstelle keine öffentlichen Mittel erhält, werden Gebühren entrichtet; eine Standartauskunft kostet etwa 40 Franken.

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Spannende Geschichten

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Dass Aicher auch nach 12 Jahren Berufsarbeit die Freude am Nachforschen und Sammeln erhalten blieb, hat mit den vielen Geschichten und Kuriositäten zu tun, denen er täglich begegnet. Beim Forschen trifft er immer wieder auf ähnliche Probleme: «Am schwierigsten für den Anfänger ist das Entziffern von alten Schriften und der Umgang mit den Ämtern.» Bei den Verantwortlichen

der Gemeinden und Städte begegnet er Entgegenkommen unterschiedlicher Art, oft treffe er auf Misstrauen oder geschlossene Türen.

«Es kommen auch Menschen zu uns, die sich in einer Notsituation befinden. Etwa Adoptivkinder, die ihre Eltern suchen oder wir begegnen Auswandererschicksalen», erzählt Aicher. In der Schweiz sei die Forschung im Vergleich mit Deutschland, wo viele Quellen im Krieg verloren gingen, relativ einfach und kosten kein Vermögen. Eine Ahnentafel könnte denn auch ein ideales Geschenk für einen grossen Geburtstag sein, von dem auch die Nachkommen profitierten.

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